Enter-Taste um zu suchen, ESC um abzubrechen

237 Gründe für Sex

Warum Menschen Sex haben

Manche tun es, „um sich näher bei Gott zu fühlen“, andere haben Teuflisches im Sinn: „Ich wollte eine Geschlechtskrankheit übertragen“. Wieder andere kalkulieren nüchtern: „Ich wollte einen Job“ oder noch nüchterner: „Ich wollte den Gesprächsgegenstand wechseln“ oder: „Ich wollte Kopfweh loswerden“. Diese Motive finden sich am Ende einer 237 Punkte langen Liste, mit der Cindy Meston und David Buss, Psychologen der University of Texas, durch eine Befragung von rund 2'000 Studierenden eine Forschungslücke schließen wollten: Warum Sex? (Bemerkung LuciAnna Braendle: Sex wird in der Studie gleichgesetzt mit Geschlechtsverkehr.)

Sex geschieht nicht nur aufgrund scheinbar unkontrollierbarer Umstände, sondern es gibt laut Studie etwa 236 weitere Gründe dafür. Warum Menschen Sex haben, ist angesichts der Bedeutung des Themas eine überraschend wenig erforschte Frage. 

Die Biologen streiten schon lange darüber – es gibt vor allem zwei Hypothesen: die eine setzt auf die Erhöhung der genetischen Vielfalt, die andere im Gegenteil auf eine Reinigung von krank gewordenen Genen. Die Tiefenpsychologie hat auch einiges dazu zu sagen. Aber darum ging es den Forscher*innen nicht: Sie haben die Motive erhoben, die einerseits den Befragten bewusst waren und andererseits von ihnen freiwillig geäußert werden. Beides bringt die gesellschaftlichen Vorgaben der heutigen US-Gesellschaft mit ins Spiel.

Auf den ersten Blick auf die Studie könnte man meinen, die Geschlechterdifferenzen seien aufgelöst: „Männer und Frauen sind sich in ihren Motiven bemerkenswert ähnlich, 20 der 25 häufigsten Motive waren identisch“, ganz oben rangiert bei beiden die Anziehungskraft des Sexualpartners: „I was attracted by the person“, dann folgt das Vergnügen: „It feels good“, dann die Romantik: „Liebe ausdrücken“ steht bei Frauen und Männern auf Rang fünf (Gesamte Studie: Archives of Sexual Behavior, 36, S.477).

Wer wurde befragt?

Sämtliche Motive stammen aus einer Befragung von 203 Männern und 241 Frauen im Alter von 17 bis 52 Jahren - alle aus dem Umfeld der Psychologischen Abteilung der Universität von Texas. Insgesamt wurden 715 Gründe gesammelt, die Meston und Buss zu 237 Gründen zusammenfassten. In einem zweiten Schritt wurden die 237 Gründe 1'549 jungen Studierenden (503 Männer und 1046 Frauen) vorgelegt für eine Skalierung - so entstand die Rangfolge.

Meston und Buss teilten die genannten Gründe in vier Kategorien ein 

  • Körperliche Anziehung (schöne Augen, schöner Körper, Wunsch nach einem Orgasmus etc.)
  • Emotionen (auf höherer Stufe kommunizieren, Dankeschön sagen etc.)
  • Zielorientierung (berühmt werden, Geld verdienen, sich an einem betrügerischen Partner rächen etc.)
  • Unsicherheit ("Es war der einzige Weg, damit mein Partner Zeit mit mir verbrachte" etc.)

Erfüllte Erwartungen bezüglich Gründen von Männern und Frauen

Männer betonen das Physische mehr, sowohl bei der Partnerin („Ihr Körper war begehrenswert“, „Sie war heiß“), wie bei sich („Es ist ein gutes Gefühl“, „Ich wollte einen Orgasmus“). Frauen betonten die Emotion, sie gaben von den 237 Gründen jedoch nur drei häufiger an als die Männer: „Ich wollte mich weiblich fühlen“, „Ich wollte meine Liebe ausdrücken“, „Ich realisierte, dass ich verliebt war“.

Nicht erfüllte Erwartungen bezüglich Gründen von Männern und Frauen

Wider Erwarten zeigte sich Sex zum Zwecke des sozialen Aufstiegs eher als Männersache, wenn auch umwegig: Mann will sich mit Eroberungen Reputation verschaffen und zwar auf vielen Wegen: Männer gaben bei der Befragung sehr viel mehr Gründe aus diesem Bereich an als Frauen. Die Forscher sehen den Grund im unterschiedlichen (zukünftigen) elterlichen Investment: Frauen investieren beim Sex viel, weil sie schwanger werden können. Männer investieren jedoch weniger, weil sie jederzeit weggehen können. Deshalb, so sagt die These, seien Frauen wählerisch und Männer müssten werben - wortreich sowie mit dutzenden Gründen.

Der Kinderwunsch, rangiert nicht unter den ersten fünfzig Motiven. Das mag mit dem Alter der Befragten zusammenhängen, die für die Rangliste verantwortlich waren.

Einige Resultate der Studie:

Zu den 50 am häufigsten genannten Gründen gehören: 

  • "Ich wollte meine Liebe zeigen" (Frauen/Rang 5)
  • "Ich war scharf" (Männer/Frauen je 7)
  • "Ich wollte einen Geburtstag oder besonderen Anlass feiern" (Männer/41) 
  • "Ich wollte meine sexuellen Fertigkeiten verbessern" (Frauen/45)
  • "Ich wollte neue Techniken und Positionen probieren" (Männer/32)
  • "Meine Hormone waren außer Kontrolle" (Männer/33)
  • "Ich war betrunken" (Frauen/49)
  • "Die Person war intelligent" (Männer/48)
  • "Die Gelegenheit ergab sich" (Männer/29)

Am seltensten wurde als Grund genannt:

  • "Ich wollte jemanden mit einer Krankheit wie Herpes oder Aids anstecken" (Frauen)
  • "Die Person bot mir dafür Drogen an" (Männer)

Weitere seltene Gründe sind:

  • "Es war ein Aufnahmeritus für einen Club oder eine Organisation" (Frauen)
  • "Ich wollte meine Kopfschmerzen loswerden" (Frauen)
  • "Ich wollte meine Partnerschaft beenden" (Männer)
  • "Ich wollte benutzt und degradiert werden" (Männer)
  • "Ich wollte eine Beförderung" (Frauen)
  • "Ich wollte mich Gott näher fühlen" (Frauen)

Die Top 25 Gründe für Sex bei Männern und Frauen im Verlgeich:

Dokumente